es kommt so plötzlich dass man sich regelrecht erschreckt. Gestern war noch alles gut, und heute hat Bello oder Mauzi ein dickes fettes, herunterhängendes Ohr. Es ist warm und schwer. Der arme betroffene Patient guckt unglücklich und lässt den Kopf seitlich etwas hängen, oder schüttelt unentwegt den Kopf, in der Hoffnung es damit loswerden zu können. Es sieht aus wie ein aufgelasenens Ohr, wie ein Luftballon. Doch leider ist dort keine heiße Luft drin, sondern Blut.
Woher kommt das, und wie ist das passiert? Und vor allem, was ist es denn überhaupt??
Die Rede ist von einem Othämatom, dies bedeutet schlicht und einfach ein Bluterguss im Ohr. Doch so schlicht und einfach wie ein „normales“, und bekanntes Hämatom, ist es leider nicht. Und es ist (in den allermeisten Fällen) auch nur ein Symptom, und deutet auf ein tieferliegendes Problem hin.
Wir kennen Blutergüsse in der Regel daher, dass wir uns irgendwo gestoßen haben. Erst sieht es ganz dramatisch aus, am nächsten Tag noch dramatischer, bis es schließlich mit einer wechselnden Farbenpracht immer kleiner wird. Der Körper kümmert sich ordentlich um Reparation und um den Abbau des gequetschten Gewebes und des verteilten Blutes in den Gewebsschichten. Bei Hund und Katze verläuft dies am Körper genauso, ein Problem stellt allerdings das Ohr dar.
Denn hier gibt es nicht viel Gewebe, wo das Blut reinsickern kann, bis die Blutung von den fleißigen Thrombozyten (unsere Blutplättchen, die Blutungen schnell verschließen) gestillt wird.
Hier blutet es zwischen Ohrknorpel und Haut ein, kein Bindegewebe ist im Ohrlappen vorhanden, was dies auffangen und schneller stoppen könnte. Es sickert, und sickert und sickert… bis schließlich… ja, bis das Ohr so prall ist, dass der Druck das blutende Gefäß mit einem Thrombus (aneinander gebündelte Blutplättchen) verschließt.
So, nun haben wir unser dickes Ohr. Doch es verschwindet nicht so schnell wie ein normaler Bluterguss. Durch das fehlende Gewebe haben wir hier auch weniger Abflussmöglichkeiten, es fließt zwar schnell voll, aber der Körper benötigt sehr viel Zeit um es wieder abzubauen. Und dies kann ein langer und anstrengender Prozess für den Patienten sein. Denn nicht nur dass das warme und schwere Ohr massiv stört, es hängt auch meist runter und behindert damit die Ventilation des Gehörgangs. Und in einem dunklen Gang, wo es sowieso schon warm und auch feucht ist, wird es nun noch dunkler, wärmer und vor allem feuchter, was Bakterien und Pilzen mit einem großen Willkommen-Schild zuwinkt!
Wie konnte es aber erst zu so einem dicken Ohr kommen?
Beim Hund gibt es meist drei Gründe.
Die seltenste, aber leichteste Ursache ist tatsächlich eine Prellung, oder ein Biß ins Ohr.
Die zweithäufigste Ursache ist eine überfüllte Analdrüse. Klingt komisch, ist aber so 😉
Sind beim Hund die Analdrüsen verstopft, und er äußert es nicht durch z.B. häufiges lecken am Hinterteil, oder rutschen auf dem Po, gibt es auch die Variation von Juckreiz an den Seiten und am Bauch, und besonders dem Ohren schütteln. Durch das häufige schütteln kann ein Blutgefäß im Ohr reißen, und es blutet in den Ohrlappen.
Der absolute Spitzenreiter der Ursachen, und mit Abstand der häufigste, ist aber eine Ohrenentzündung, oder auf schlau, eine Otitis.
Leider ist aber auch diese i.d.R. nur ein Symptom….
Schaut man also bei einem entstandenen Othämatom in den Gehörgang, sieht man nicht nur oftmals braun-schwarzes, oder eitrig-gelbes stinkendes Sekret, sondern auch einen zugeschwollenen und chronisch veränderten Gehörgang. Denn durch das ständige schütteln aufgrund von Ohrschmerzen, kann hier unser beschriebenes Othämatom entstehen, quasi als die Spitze des Eisberges.
In so einer Ohrentzündung herrschen meist ganze Pilzregime, aber auch Horden von Bakterien. Ursache hierfür wiederum sind in den häufigsten Fällen allergische Grundursachen, oder auch ein unverträgliches bzw. für diesen Hund nicht gut verträgliches Futter.
Ist nun erst so eine dicke Ohrenentzündung, mit Schmerzen und eitrigen Veränderungen vorhanden, muss der Tierarzt ran um „das Feuer zu löschen“.
Um aber die Grundursache in den Griff zu bekommen, und damit ein Rezidiv (eine Wiederholung) zu verhindern, ist meist der Tierheilpraktiker der bessere Ansprechpartner. Denn hier hat die Schulmedizin meist nur Cortison, Antibiotika und Anti-Allergie-Medikamente mit fraglichen Nebenwirkungen im Angebot, die nur die Symptome unterdrücken, aber nicht die Ursache beseitigen.
Bei der Katze gibt es auch unterschiedliche Gründe. Hier nimmt die Ohrenentzündung aber nicht einen so hohen Stellenwert ein.
Katzen haben auch häufig mit Allergien und Unverträglichkeiten zu tun, aber diese äußern sich weniger mit Ohrenentzündungen.
Platz eins bei Katzen sind Verletzungen. Prügeleien und Rangkämpfe mit anderen Reviergängern sind hier die häufigste Ursache. Landet hier bei ein Zahn, oder eine Kralle im Ohrlappen, kann es zu einem Bluterguss im Ohr kommen.
Dann haben wir aber auch bei der Katze die Ursache des häufigen Ohr-schüttelns. Dies wird meist ausgelöst durch eine verstopfte Analdrüse, verdickte Halslymphknoten oder durch Zahnschmerzen!
Auch hier versucht die Katze durch schütteln den Schmerz loszuwerden, ein Gefäß kann durch die Überanstrengung des vielen schüttelns reißen und das Othämatom ist da…
Was bei der Katze aber auch eine Ursache sein kann, ist ein Ohrpolyp. Eine sehr undankbare und pflegeintensive Erkrankung. Diese Ohrpolypen sitzen in der Nähe des Trommelfells oder direkt dem Trommelfell auf, und können nur chirurgisch entfernt werden. Meist wachsen sie aber wieder nach, was das ganze so frustrierend macht. Der Polyp sondert Sekret ab, was den Gehörgang auch anregt, vermehrt Sekret zu bilden, so kann es zu einer chronischen Ohrinfektion kommen.
Typisch hierfür: einseitiges auftreten, stark stinkendes Sekret aus dem Ohr, beim Ohren schütteln fliegen Sekrete heraus und die Katze knickt das betroffene Ohr häufig ab, oder hält den Kopf schief.
Doch was machen wir jetzt? Um die Ursachen wissen wir, aber das Kind ist in den Brunnen gefallen und das Othämatom stört. Wie bekommen wir es schnell wieder weg?
Beim Hund gibt es hier Behandlungsmöglichkeiten wie Sand am Meer. In der Schulmedizin gibt es zahlreiche unterschiedliche Optionen. Manche punktieren es und machen einen Ohrverband, dies muss dann einige Male wiederholt werden, denn durch die Punktion wird der, vom Bluterguss selbst aufgebaute Druck weggenommen, sodass das blutende Gefäß wieder frei liegt und weiter einblutet. Hier muss solange punktiert und verbunden werden, bis das Gefäß sich verschlossen hat und kein Blut mehr nachläuft. Unter Umständen ein längerer Prozess, aber ein Erfolgversprechender.
Andere geben Cortison zum blutstillen und abschwellen, und verordnen einen Halskragen.
Es gibt auch mehrere Operationsmöglichkeiten. Manche legen Drainagen ins Ohr, an denen das nachlaufende Blut absickern kann, manche nähen sogenannte „Knöpfe“ ins Ohr etc. pp.
Nachteil hierbei, es ist eine Operation die mit einer Narkose einhergeht. Es ist ein invasiver Eingriff der zwar das ganze beschleunigt, aber auch viele äußere Narben mit sich bringt.
Es gibt noch viele weitere Möglichkeiten, die meisten beruhen aber auf einer Operation.
Naturheilkundlich kann man hier sehr gut Blutegel anlegen, diese saugen das Blut weg und geben heilende Stoffe beim Saugakt ab. Dieser Vorgang muss aber auch meist öfters wiederholt werden.
Ich selber arbeite hier gerne mit homöopathischen Mitteln, und den Lifewave Pflastern. Diese stimulieren Akupunkturpunkte und helfen dem Körper, den Bluterguss schneller abzubauen.
Lässt man den Bluterguss ohne Hilfe abheilen, kann dies ein langwieriger Prozess werden, der am Ende ein verkrüppeltes Ohr zurücklässt. Der Ohrknorpel zieht sich hierbei zusammen, was zur Umformung des Ohrlappens führt. Für den Hund ist dies aber nicht weiter schlimm.
Bei der Katze gibt es nicht so viele sinnvolle Möglichkeiten. Sind die Ursachen in Behandlung, ist es am besten das Othämatom einfach in Ruhe zu lassen, und dem Körper Zeit zu geben sich selbst zu reparieren. Früher oder später baut sich der Bluterguss ab. Zurück bleibt meist ein eingeschrumpeltes Ohr, da der Ohrknorpel Schaden genommen hat und nicht mehr so glatt wie vorher bleibt. Die Katze hat hierdurch kein Problem, nur ein fortan individuelles Erkennungszeichen.
Das Othämatom ist ein lästiges Symptom, was aber in den Griff zu bekommen ist. Wichtig ist die Abklärung der Ursache(n)! Behandelt man nur das sichtbare Äußere, wird es nicht lange dauern bis das gleiche, oder ein anderes Problem auftritt. Denn der Körper möchte uns zeigen das etwas nicht stimmt, wir müssen ihm nur zuhören!