Lange habe ich abgewogen ob ich einen Impfblog schreibe oder nicht.
Es ist ein sehr kontroverses Thema, schon immer gewesen, und in dieser aktuellen Zeit ganz besonders.
Hier soll es jedoch vorrangig um eine Auflistung der Impfstoffe gehen, um auch nicht-medizinisch-ausgebildeten Menschen verständlich zu machen, was die Buchstaben im Impfpass bedeuten, und gegen was und warum man Katzen eigentlich impft.
Denn mir ist wichtig, dass jeder sich selbst eine Meinung mithilfe einiger Informationen bildet, und dann auch das Bauchgefühl mit entscheiden lässt.
Weiter unten zähle ich hier die verschiedenen Infektionserkrankungen gegen die geimpft wird auf (kurz angeschnitten), dazu die gängigen Impfstoffe und deren Erkennungszeichen im Impfpass.
Doch vorab die Frage:
und warum ist die Debatte darüber oftmals so hitzig?
Nun, eine Impfung ist ein Fremd-Eingriff in das körpereigene Immunsystem.
Es soll das Abwehrsystem darauf vorbereiten, was im speziellen Krankheitsfall kommen kann.
So als würden wir einen Selbstverteidigungskurs machen, um uns im Falle eines Angriffes wehren zu können, allerdings dann je nach Gegner mit den richtigen Waffen.
Im Grunde ein wunderbarer und schlauer Ansatz. Denn funktioniert dieses Prinzip richtig, und akzeptiert der Körper die Informationen die er bekommt und setzt sie so wie vorgesehen um, haben wir nur gewonnen. Denn dann kann der gegebenenfalls kommende Virenangriff sofort adäquat durch unser geschultes Abwehrsystem mit den spezifischen Waffen abgewehrt werden.
Nicht nur die Menschheit verdankt der Erfindung der Impfung vieles, einige schreckliche Erkrankungen wurden zurückgedrängt, teilweise sogar fast vollkommen ausgerottet.
Auch im Tierreich sind wir dank der Impfung ein Tollwut-freies Land.
Bei z.B. Hunden ist u.a. die Staupe-Erkrankung eine Seltenheit geworden.
Theorie und Praxis unterscheiden sich oft. Und was im Labor oder unter Tierversuchen (und auch in Studien mit menschlichen Teilnehmern für menschliche Impfstoffe) gut funktioniert, kann sich dann im Ziel-Organismus ganz anders verhalten.
Denn jeder ist anders. Kein Stoffwechsel, kein Abwehrsystem, kurz, kein Individuum gleicht sich zu 100%.
Und so kann bei dem einen die Impfung perfekt anschlagen und umgesetzt werden, beim anderen aber vielleicht genau das Gegenteil bewirken und einen Schaden hinterlassen.
Dazu kommen die sonstigen Bestandteile in Impfstoffen, die zwar sorgfältig geprüft sind, aber dennoch zu akuten oder chronischen Belastungen im Organismus führen können.
Deshalb sollte auch einer Impfung IMMER eine Risiko-Nutzen-Rechnung vorrausgehen,
welchem Infektionsdruck ist mein Tier ausgesetzt, woran kann es überhaupt erkranken, und wie groß ist die Wahrscheinlichkeit dass es im Krankheitsfall einen schlimmen Verlauf mit eventuellen Folgeschäden gibt, oder gar an einer Erkrankung stirbt, gegen die man hätte impfen können?
Diese Überlegungen sind ähnlich wie die Überlegungen bevor man eine Versicherung abschließt. Die Frage: braucht mein Tier (bzw. ich ?) das wirklich?
Es ist ein Geschäft mit der Vorsorge und Angst, Versicherungen wie auch Impfungen.
sollte immer das Motto dazu lauten, denn kein Extrem ist gut.
Neben dem Risiko einer unerwünschten Nebenwirkung, soll auch hier nicht verschwiegen werden dass Impfstoffe, besonders sogenannte inaktivierte Impfstoffe, Adjuvantien – Wirkverstärker enthalten, die, um nur ein paar zu nennen, aus Quecksilberverbindungen, Aluminium oder Antibiotika bestehen, oder auch in Kombination.
Dies wird gemacht, damit der Körper den meist inaktivierten, „toten“ Impfstoff auch „erkennt“, und sich aufregt, denn würden nur die inaktivierten Erreger gespritzt, könnte es passieren dass der Körper daraufhin nicht ´s macht.
Bei Lebend-Impfstoffen begegnet man fast nie Adjuvantien, hier ist das Reizpotential der abgeschwächten Erreger ausreichend. Nur kann nicht jede Krankheit mit lebenden Erregern verimpft werden, man denke allein an die Tollwut!
Nicht nur Kritiker sehen dies als großes Problem, denn diese Adjuvantien können sich im Körper ablagern und wieder andere Probleme bereiten. Und es steht auch zur Debatte ob der Körper denn auch auf die inaktivierten Erreger Antikörper bildet, und nicht nur auf die Adjuvantien…?
Auf der anderen Seite stehen grundimmunisierte Tiere im Krankheitsfalle immer besser dar als ungeimpfte.
Ist die Katze Freigänger, oder lebt mit mehreren Katzen zusammen? Kommt sie zur Urlaubsbetreuung in eine Tierpension, oder habe ich vor, fremde Katzen zu meinen vorhandenen neu aufzunehmen?
Dies sind nur ein paar Fragen die man sich stellen muss. Denn eine Katze die allein (oder mit Partnerkatze) in der Wohnung gehalten wird, und kein Kontakt zu anderen Katzen hat, ist grundsätzlich weniger gefährdet als der Freigänger, der täglich verschiedene Katzenkontakte hat.
Hier richten sich die meisten Tierärzte nach der Packungsbeilage und somit der Impfempfehlung der Impfstoffhersteller.
Grundsätzlich geht eine grundimmunisierte Katze, d.h. zweimal im Abstand von 3-4 Wochen geimpft, dann erneut 1 Jahr später, mit höherem Antikörperspiegel durch`s Leben, als eine Katze, die nur eine Impfung erhalten hat.
Anders verhält es sich mit der Tollwut-Impfung, sie ist bereits nach der ersten Impfung für 3-4 Jahre gültig (dies wurde vor einigen Jahren rechtlich anerkannt, der Impfstoff hat sich nicht verändert 😉 ).
Ob eine Impfung wirklich jährlich wiederholt werden muss, darüber lässt sich streiten.
Eine gute Sache sind hier Antikörpertests. Dazu wird der Katze Blut abgenommen, und der Antikörperspiegel der Infektionskrankheiten, gegen die geimpft wurde, gemessen.
Dann hat man schwarz auf weiß, ob die Katze ausreichend geschützt ist.
Denn auch eine jährlich geimpfte Katze steht nicht garantiert immer mit gutem Antikörperspiegel dar, denn es gibt auch Impfdurchbrüche!
Diese Untersuchung lässt sich bei jedem Tierarzt, und teilweise auch bei Tierheilpraktikern durchführen.
Katzenschnupfen ist keine einfache Erkrankung die man mit einem Schnupfen wie wir ihn kennen vergleichen kann. Was harmlos klingt ist doch eher mit einer Grippe zu vergleichen, und kann von leichten Symptomen wie ein chronisch tränendes Auge, leichten „Erkältungssymptomen“, aber auch zu einer von Geschwüren behafteten Zunge und einer komplett wunden und offenen Nase führen.
Die Symptome sind breit gestreut, denn der Katzenschnupfen ist keine Erkrankung eines Erregers, in den meisten Fällen haben wir hier eine Kombination von Viren und Bakterien, und/oder eine Virenbeteiligung von zwei Gruppen oder mehr. Somit ist sie eine Komplex-Erkrankung, und wird deswegen auch Katzenschnupfen-Komplex genannt.
Folgende Viren und Bakterien sind mal vereinzelt, oft auch in Kombination Auslöser:
Caliciviren, Herpesviren = feline Rhinotracheitisviren, Bordetellen, Chlamydien und Mycoplasmen
Die Ansteckung erfolgt durch direkten Kontakt, oder auch indirekten (z.B. durch Kleidung, Katzenkörbe, Decken etc.)
sie wird auch Panleukopenie oder Parvovirose genannt, und ist eine meist Jungtiere betreffende, aber vor allem eine sehr häufig tödlich verlaufende Erkrankung, die, wenn sie überstanden wird, auch meist Folgeschäden am Darm, Herz oder Hirn/Nervensystem hinterlässt.
Die Symptome sind häufig blutiger Durchfall, Schwäche, Fressunlust und Fieber.
Die Ansteckung erfolgt durch direkten Kontakt, aber auch durch infizierte Gegenstände oder Oberflächen, da dieses Virus sehr widerstandsfähig ist und sich über Monate auch in der Umgebung halten kann.
Früher gab es den Katzenseuche-Impfstoff als Einzelimpfstoff, seit einigen Jahren gibt es ihn nur noch in Kombination mit dem Katzenschnupfen.
so, genung geplaudert, jetzt bitte einmal den Impfpass zücken, hier folgt nun die Auflistung der Impfstoffe und deren Kürzel, damit Sie selbst sehen und lesen können, gegen was Ihre Katze geimpft wurde.
Abkürzungen im Impfpass:
RCP
RC = felines Calicivirus und felines Rhinotracheitisvirus = felines Herpesvirus
P = Panleukopenie
CH = Chlamydien
CVR = CaliciViren, felines Rhinotracheitisvirus (Herpesviren)
Bb = Bordetella bronchiseptica
hier brauchen wir nicht viel zu diskutieren, die Tollwut ist eine 100% tödliche Erkrankung, mit der man im Idealfall nie etwas zu tun bekommt. Abgesehen davon ist sie auch ansteckend auf den Menschen, eine sogenannte Zoonose.
In vielen Teilen der Welt sterben hieran immernoch täglich Mensch und Tier unter grausamsten Umständen.
Sie ist eine der bekanntesten Erkrankungen, jeder kennt das Bild vom speichelnden, aggressiv gewordenen Tier.
Dies kann ein Symptom sein. Aber vor allem auch fortschreitende Lähmungen, panische Angst vor Wasser, generell unruhiges Verhalten und starke Verhaltensänderungen zählen zu den Symptomen.
Die Krankheit lässt sich nur am verstorbenen Tier, durch Proben aus dem Gehirn diagnostizieren.
Jein, Übertragungswege sind Bisse durch infizierte Tiere. In Deutschland und den umliegenden Ländern ist seit vielen Jahren der Wildbestand (zu Fuß) Tollwut-frei. Doch es gibt sie noch, die Tollwut „in der Luft“ bei Fledermäusen. Hier gab es bisher nur seltene Einzelfälle einer Übertragung auf eine andere Art. (https://stiko-vet.fli.de/de/impftabelle/a-kleine-haustiere/a-1-hunde/tollwut/)
Die Impfung in Deutschland ist derzeit also fast so, als würde man sich gegen eine Auslandskrankheit impfen, mit der man hier (i.d.R) nicht konfrontiert wird.
Auf der anderen Seite kann die Tollwut hier auch jederzeit wieder eingeschleppt werden, wie jüngst in einer Bremer Tierklinik geschehen (https://www.vetline.de/deutschland-ist-tollwutfrei-aber)
Neben-Fakt 1:
Diese Impfung ist vorgeschrieben, wenn man mit dem Tier Urlaub ausserhalb Deutschlands machen möchte, oder ein Tier nach Deutschland eingeführt wird.
Neben-Fakt 2:
Kommt ein Haustier unter Tollwutverdacht, steht es rechtlich ohne Impfung schlecht dar. Da nur am toten Tier Tollwut sicher diagnostiziert werden kann, ist der Amtstierarzt berechtigt, ein ungeimpftes Tier einschläfern zu lassen.
T oder R = Tollwut / Rabies
i.d.R. gibt es hier für Hunde und Katzen den gleichen Impfstoff (keine Garantie auf Vollständigkeit!):
Diese Erkrankung ist eine nicht heilbare, und je nach Form langsam oder schnell verlaufend tödlich.
Einen ausgiebigen Blog von mir dazu gibt es hier: http://tierheilpraxis-bruckert.de/diagnose-felv-der-schleichende-tod
in Kürze:
die Symptome sind weitreichend von Blutarmut, Lethargie, Fressunlust, Tumorbildung, chronisch wiederkehrende Infekte, ZNS-Störungen etc.
Die Ansteckung erfolgt durch direkten Kontakt, über Speichel.
Leukose/ L oder felines Leukämievirus/ FelV
diese Erkrankung wird ausgelöst durch die felinen Coronaviren, auch hier habe ich einen ausführlichen Blog darüber geschrieben:
http://tierheilpraxis-bruckert.de/fip-nr-3-der-toedlichen-virusinfektionen-der-katze
eine Impfung macht nur Sinn, wenn die Katze bisher keinen Kontakt mit Coronaviren hatte. Dies ist leider äußerst selten der Fall.
Nun hoffe ich dass Sie einen kleinen Einblick bekommen konnten, um die Hieroglyphen im Impfpass zu verstehen.
Vielleicht findet hier auch der ein oder andere eine Entscheidungshilfe, wenn es ums Thema impfen geht, und den dazugehörigen Impfstoff.
Mit Sicherheit wird der ein oder andere Impfstoff fehlen, besonders wenn Impfungen im Ausland durchgeführt wurden.
Meine persönliche Meinung zu Impfungen äußere ich hier nicht, denn die ist nicht allgemein formulierbar.
Für mich ist jede Impfung eine Einzelfall-Entscheidung, die zusammen mit dem Halter gefunden werden muss, und dem Tier sowie seiner Haltung angepasst werden sollte.
Bei Fragen können Sie mich gerne kontaktieren.