alle Jahre wieder sträuben sich vielen Hunde-, Pferde- und Katzenhaltern die Nackenhaare bei diesem Ereignis. Denn die alljährliche Knallerei sorgt schon einige Tage zuvor und auch noch viele Tage nach dem eigentlichen Feiertag für ein zittriges Nervenkostüm unserer Schützlinge (und uns 😉 ).
Doch warum haben unsere Tiere so ein Problem mit dem Krach?
Da gibt es verschiedene Gründe, und auch Erklärungen warum manche Tiere am liebsten mit am Fenster stehen und zugucken, andere unter den Tisch oder unters Bett flüchten, und die extremen Fä(e)lle die sich einnässen, tagelang das Haus nicht mehr verlassen oder schlimmstenfalls bei Möglichkeit wegrennen.
An keinem anderen Tag im Jahr entlaufen so viele Tiere, und dass nach wie vor, trotz Warnungen auf sämtlichen Plattformen.
Grundsätzlich lässt es sich leicht erklären warum unsere Tiere so panisch reagieren.
wäre Silvester alltäglich, würde früher oder später eine Akzeptanz eintreten, denn irgendwann merkt auch das letzte Herzchen das ihm nichts passiert, wenn es jeden Tag knallt.
Polizeipferde und Hunde werden daran gewöhnt, und auch unseren hundigen Freund können wir spielend leicht daran gewöhnen.
Bei Pferden hilft auch ein spezielles Training auf das ich hier nicht näher eingehe, bei Katzen kann man es probieren 😉
Am einfachsten ist das wenn wir unser Tier im jungen Alter zu uns bekommen. Nun ist es hilfreich (neben allen anderen Dingen die unser neuer Gefährte so lernen muss) ihn mit allen Alltagsdingen vertraut zu machen. Und auch Lärm gehört dazu. Es gibt spezielle CD´s mit Gewitter oder Knallerei-Geräuschen die sich hierfür gut eignen. Man kann aber auch einen Menschen um Hilfe bitten der kontrolliert (!) für Krach sorgt, gerne mit einer Trommel oder scheppernden Töpfen.
Nun wird das beste Leckerchen aufgefahren was es gibt, z.B. Blutwurst. Der Hund wird mit kleinen Stückchen angefüttert und der Krach-Mensch knallt einmal auf den Topf. Hund reagiert nicht? Super, überschwänglich loben, Leckerchen reinschieben.
Der Hund hat sich kurz umgedreht und zum Krach geguckt? Ablenken, Loben, Leckerchen reinschieben. Der Hund rennt weg? Ignorieren, warten. Irgendwann kommt er wieder an, er weiß ja wo die Blutwurst ist. Auch wenn es dauert, bitte ausharren und nicht hinterhergehen!!
Natürlich sollte man zu Beginn nicht mit dem lautesten Paukenschlag loslegen, sondern leise krachen, und das kann dann von mal zu mal gesteigert werden. Mit jungen Katzen klappt das übrigens auch hervorragend.
Wichtig: das Training immer mit positivem Ergebnis beenden!
Ist also unser Hund weggerannt weil der Krach zu laut war, warten, geduldig sein, wenn er zurück kommt wieder Leckerchen reinschieben und mit leisem, wenn er sich sehr erschreckt hat, sehr leisem Krach wiederholen. Auf jeden Fall ist es wichtig dass er beim letzten Krach vor dem Ende des Trainings sitzen geblieben ist und weitergemampft hat. So können wir ihn mit Lob und Leckerchen entlassen und er hat ein Erfolgsgefühl und kann alles bestens verarbeiten.
Man kann das ganze auch sehr gut mit einem Clicker verbinden bei Hund und Katze (auch beim Pferd). Hier wird zuerst an den Clicker gewöhnt, wenn das sitzt –> leiser Krach, direkt Clickern –> Leckerchen reinschieben. Immer weiter so, bis sogar lauter Krach angenommen wird. Bei meinem Hund ist es soweit gekommen das er Silvester bei jedem Knall zu mir kam und auf ein Leckerchen wartete, er freute sich regelrecht über jeden Knall! klassische Konditionierung halt 😉
Nehmen wir das vorangegangene Beispiel, allerdings machen wir jetzt etwas anders, der Knall kommt, unser Tier rennt weg von unserem Leckerchen und uns, und wir rennen hinterher und trösten „war doch nur ein kleiner Knall, ist doch nicht schlimm, komm, beruhig dich, ich bin doch da…“
Ja, das würden wir bei einem kleinen Kind machen, aber unser Hund versteht das anders. Er hört: „du hast recht, der Knall war schrecklich, ich hab auch total Angst und verstecke mich hier mit dir…“
wir machen ihm damit klar das es richtig war wegzurennen, denn schließlich war es mindestens potentiell lebensgefährlich. Hunde untereinander kennen kein trösten!
Damit steigern wir seine Angst und machen aus einem simplen Geräusch eine ernstzunehmende Bedrohung vor der wir uns (in den Augen des Hundes) auch fürchten.
Das die Reaktion bei dem nächsten Knall stärker wird ist abzusehen. Schließlich hat (aus Sicht des Hundes) Frauchen/Herrchen auch schreckliche Angst davor (der Rudelführer hat Angst!) und dann ist es begründet Panik zu haben. Stellen Sie sich vor, ihr von Ihnen anerkannter und respektierter Chef rennt auf einmal schreiend durchs Büro weil es im Umkreis einen Knall gab. Er schreit „Hilfe, alle raus hier, Hilfe!!!“ und rennt von dannen. Sie würden ihm nachrennen, oder? 😉
Anders sieht es aus wenn ein Knall ertönt und unser Hund zu uns rennt und sich zitternd an uns schmiegt. Das sollten wir nicht ignorieren, denn damit sucht er bei uns Schutz und den soll er auch bekommen. Also einfach den Hund streicheln und so tun als wäre es das normalste auf der Welt das es geknallt hat.
viele von uns haben keinen Hund von klein auf gehabt, sondern ihn im fortgeschrittenen Alter bekommen in dem er eine unbegründete Geräuschangst entwickelt hat, oder sogar aus einer schlechten Haltung in der er begründete Angst vor Geräuschen entwickelt hat.
Das ist schwieriger, aber auch schaffbar. Auch hier ist die Konditionierung angesagt. Allerdings mit sehr viel mehr Feingefühl und gaaanz langsamen Steigerungen. Wer sich unsicher ist, sollte hier bitte mit einem Verhaltenstrainer arbeiten.
Ist eine Etappe geschafft mit einem leisen Geräusch? Super, im langsamen Schritt weiter so! Gibt es einen Rückfall? Dann bitte das Training ganz von vorne beginnen mit den leisesten Geräuschen. Je nach Schwere der erworbenen Angst muss man hierfür gut 1-2 Jahre einrechnen. Aber es lohnt sich, denn Panikattacken sind etwas schreckliches, und unsere Tiere fürchten dabei um ihr Leben und denken die Welt geht unter. Erleichtern wir es ihnen also so gut es geht.
Wenn aber Silvester nun kurz vor der Tür steht, oder unser Training noch nicht so weit fortgeschritten ist, was kann ich tun um mein Tier die Tage zu erleichtern?
Grundsätzliche Dinge wie Fenster schließen, Rolläden herunterlassen, Radio anmachen, für Verstecke sorgen (besonders für Katzen) sind hilfreich. Natürlich sollte die Anwesenheit der Bezugsperson vorhanden sein!
Katzen verstecken sich gerne, ihnen dunkelt man den Raum am besten ab, stellt die bevorzugten Höhlen zur Wahl, stellt das Radio an und lässt sie in Ruhe.
Nun kommen wir zu den Möglichkeiten der medikamentösen und naturheilkundlichen Beruhigung.
Vetranquil/Sedalin
Dies sind so genannte Beruhigungstabletten, Vetranquil oder Sedalin sind die gängigsten. Es gibt aber auch unter anderen Namen Tabletten mit dem selben Wirkstoff.
Ihr Wirkstoff ist Acepromazin. Die Wirkung tritt nach ca. 1 Stunde ein und hält einen halben Tag an. Die Dosierung ist stark typabhängig und kann von sehr schwach bis total knocked out variieren.
Hiervon ist absolut abzuraten. Nicht wegen der chemischen Belastung, sondern wegen der Wirkung. Der Mensch sieht wie sein Tier schläfrig und schlapp wird, schwankend geht und sich dann irgendwo hinlegt. Er ist zufrieden und denkt „gut, jetzt kann er alles verschlafen“.
Aber was wirklich in dem Tier stattfindet, darüber wird gerne geschwiegen. Denn das Tier wird stillgelegt was seine Motorik angeht, aber der Kopf bleibt wach und bekommt ALLES mit. Jeder Knall, jedes Geräusch wirkt durch die verzerrte Sinneswarnehmung noch bedrohlicher, die Angst steigert sich, aber man ist machtlos ihr zu entfliehen, man ist „gelähmt“ und hilflos im Körper eingeschlossen. Dadurch steigert sich die Angst auch von Silvester zu Silvester mehr.
Ich kann nur abraten diese Tabletten zu verabreichen. Sie haben ihren Nutzen woanders, nicht bei Silvester.
Pexion
Dann gibt es noch die Möglichkeit, spezielle Anti-Epilepsie-Tabletten zu Silvester zu geben.
Sie müssen bereits einige Tage vorher gegeben werden damit der Wirkstoff im Körper anfluten kann. Manche Hunde reagieren gut darauf, andere gar nicht. Hierzu sollte man mit seinem Tierarzt Rücksprache halten.
Adaptil/Zylkene
Adaptil sind Pheromone die es als Sprühflüssigkeit gibt oder als Zerstäuber für die Steckdose, mittlerweile auch als Halsband. Es sind Pheromone die die Mutter an die Welpen abgibt zum Wohlbefinden und zur Beruhigung. Es ist ein netter Versuch, und vielleicht für die harmlosen Angsthasen sinnvoll, für die harten Fälle leider nicht ausreichend.
Zylkene sind Kapseln mit einem hydrolisierten Milcheiweiß welches auch Pheromone beinhaltet und den gleichen Effekt wie Adaptil hat. Wer es ausprobieren möchte sollte schon mindestens zehn Tage vorher mit der Eingabe beginnen.
Astoral Sedarom/Relaxan/Adaptil Tabletten
dies sind Nahrungsergänzungsmittel mit unterschiedlichen Inhalten, was sie aber alle beinhalten, und worauf es besonders ankommt, ist die Aminosäure L-Tryptophan.
Das Tryptophan ist eine Vorstufe des Hormons Serotonin, welches eine angstlösende und entspannende Wirkung hat.
Ist es nützlich? Nun, bei industriell ernährten Hunden definitiv! Es gleicht Nahrungsmangel aus die dabei leider häufig vorkommen und ist deshalb bei diesen Hunden absolut zu empfehlen. Man kann damit schon einige Tage vor Silvester beginnen um die größtmögliche Wirkung herauszuholen.
Hunde/Katzen die frisch ernährt werden benötigen es eigentlich nicht, denn in rohem Fleisch (besonders im Putenfleisch) ist es ausreichend vorhanden. Doch auch hier kann man es gerne ergänzen.
Lichtpflaster/Lifewave-Pflaster
es gibt zwei Lichtpflaster der Firma Lifewave die eine tolle Wirkung bei Angstzuständen haben. Ich nutze sie jedes Jahr zu Silvester bei meiner Hündin und auch sonst selber in Prüfungssituationen etc.
Viele Patienten nutzen sie auch und sind begeistert.
Diese Pflaster wirken biophysikalisch und regen die Zellkommunikation an mittels Biophotonen, es dringt dabei kein Wirkstoff in den Körper ein, man klebt sie einfach aufs Fell an speziellen Akupunkturpunkten.
Aeon: es ist ein Pflaster was unter anderem stresslösend und entspannend wirkt, eine allgemeine „Alles ist gut, und keiner kann mir was“-Einstellung macht.
Silent Night: dieses Pflaster ist sogar ein (von der Schulmedizin) anerkanntes Medizinprodukt! es wirkt sehr entspannend und macht schläfrig. Für Menschen eignet es sich perfekt bei Schlafstörungen, bei Tieren ist es angebracht in allen stressigen Situationen, sei es das Pferd was Angst vorm Schmied hat, die Katze die Angst vorm Tierarztbesuch hat, oder als Vorbehandlung von anstehenden Narkosen, aber halt auch sehr gut bei Silvester.
Kleinere bis mittlere Hasenherzen benötigen meist nur ein Pflaster, größere Hasilein`s meist beide. Dies kann individuell kinesiologisch oder radiästhetisch (mit dem Tensor) ausgetestet werden. Sprechen Sie mich dazu gerne an!
Eierlikör
Ja, sie lesen richtig, es geht um Eierlikör (nur für Hunde!).
Ja, Alkohol ist giftig für unsere Hunde. Aber wie immer, die Dosis macht das Gift. Das ist bei uns Menschen nicht anders, nur das die Toleranzschwelle bei Hunden deutlich geringer ausfällt als bei uns Menschen.
Alkohol wirkt auch bei unseren Tieren angstlösend und entspannend, und macht schläfrig. Da Hunde Eier sehr gerne essen, nehmen sie Eierlikör gut an. Wichtig ist die Dosierung, hier gilt, viel hilft nicht viel! Zu empfehlen ist: ein kleiner Esslöffel pro 10kg Körpergewicht.
Hiermit kann sehr vielen Hunden eine entspannte und gut auszuhaltende Silvesternacht ermöglicht werden. Dazu sollte bereits ab 18-19Uhr das Schnäpslein gegeben werden.
Meine Empfehlung:
Hunde: Lichtpflaster, und bei starken Angstzuständen auch etwas Eierlikör. Gegebenenfalls auch Sedarom (Tryptophan) Tabletten.
Katzen: Tryptophan-Tabletten, eventuell Lichtpflaster ins Körbchen legen, wenn ein Körbchen besonders bevorzugt wird (die meisten Katzen lassen die Pflaster nicht kleben).
Pferde: Lichtpflaster in doppelter Ausführung (Aeon und Silent Night)
Kleintiere: Lichtpflaster unter den Käfig legen!
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen, und besonders Ihren Tieren eine angenehme und angstfreie Silvesternacht und einen guten Übergang ins neue Jahr!
(Vielen Dank an Carsten Born für das tolle Feuerwerk Bild aus Bergsicht!)